Nina: 30 Jahre | Ihr Baby: Im August 7 Monate
Geht das überhaupt? Und wenn ja, wie?
Nina erzählt uns ihre Geschichte. Spannend, herausfordernd, ehrlich, ungeschönt. Es ist nicht immer alles einfach. Und so geht uns das allen mal. Es ist jeden Tag eine Aufgabe, und das Leben mit Baby fordert viel Spontaneität von uns. Und Flexibilität. Also: Umplanen. Weil nichts so läuft, wie wir das so schön geplant hatten. Macht aber nichts. Das hält das Leben spannend! Und Du und ich als Mama stellen fest: es gibt ein Leben zwischen unserem kleinen Schatz und den Windeln und dem Vollzeit-Job. Und dieses „Dazwischen“ ist jetzt genau richtig. Es ist gut – für das eigene Selbstwertgefühl der „Business-Frau“ und es ist gut für die persönliche Entwicklung der „Fulltime-Mama“.
Aber lest selbst…
Zum Einen ist es mir wichtig, den Anschluss nicht zu verlieren. Dieses Gefühl „raus zu sein“ – das will ich nicht. Ich hänge an meinem Job und meinem Unternehmen – und ich will bei neuen Projekten auch in der Elternzeit mit dabei sein und mitwirken können. Zum Anderen stelle ich mir vor, dass mir die Arbeitszeit einen guten Ausgleich gibt.
Hey, von Zuhause aus arbeiten, nebenher ein bisschen meinem Baby den Schnulli geben und ab und zu mal stillen – klingt doch nach einem super Plan und gaaaaanz easy, oder?
Man könnte meinen: Leicht verdientes, zusätzliches Geld, das der Haushaltskasse nicht schlecht tut – pah, denkste!
Wenn das andere Mamis schaffen, dann ich doch auch.. Vor allem, was sind schon 8 Stunden… nur 2 Stunden täglich von Montag bis Donnerstag.
Und doch lese und höre ich immer wieder, ein Stillbaby Zuhause zu haben und nebenher den Haushalt schmeißen, seit oft schon eine enorme Herausforderung. Aber ich habe mich davon nicht entmutigen lassen.
Aus „dem Baby den Schnulli geben“ wurde aber ganz schnell Baby schunkeln, bespaßen, stillen, wickeln, wippen und trösten…die Rechnung „Arbeiten“ habe ich wohl eindeutig ohne meine Kleine gemacht.
Bevor Du jetzt beim Lesen innerlich ganz laut „Rabenmama“ schreist, möchte ich es an dieser Stelle erwähnen: natürlich geht jedes Bedürfnis meines Babys vor! Das macht die Sache also wesentlich zeitintensiver, an „schnell zwei Stunden abarbeiten“ ist nicht zu denken.
So musste ich also täglich etwas improvisieren, um auf meine 2 Stunden zu kommen. Von der Trage in die Wippe. Von der Wippe auf den Arm. Vom Arm in die Wiege. Von der Wiege in den Laufstall und danach dann noch auf den Boden. Zwischendrin waren wir selbstverständlich noch spazieren. Und die Zeit zum Stillen haben wir uns auch genommen.
Aber fangen wir erst einmal von vorne an: 9 Uhr morgens und die kleinen Augenlider werden schon wieder ganz schwer. Klar, wir haben es uns auch heute nicht nehmen lassen, Mami um 6 Uhr nachts mit einer sanften und liebgemeinten Guten-Morgen-Ohrfeige und einem darauffolgenden strahlenden Lächeln aus dem Schlummerland zu holen.
Na dann, das ist meine Chance an den Schreibtisch zu kommen.
So wandern wir doch nach 3 Stunden, gesättigt und ausgiebig bespaßt ab in die Wippe. Da schläft es sich doch immer recht angenehm und Mama hat beide Hände frei, um vielleicht gleich mal den PC anzuschmeißen. Ich wage es. Laptop hochgefahren, spitzelt mein kleines Schlitzohr doch glatt wieder unter den Lidern hervor.
Gut, dann müssen die Emails eben erst einmal warten – ich fange an zu wippen. Ihr müsst wissen, mein Sonnenschein ist ein sehr interessiertes und aufmerksames Baby und befürchtet nahezu immer, etwas zu verpassen. Wenn sie also erst einmal aufgewacht ist, fällt es ihr wirklich schwer, wieder fest in den Schlaf zu finden. Außer natürlich, Mami gibt Vollgas und singt und schaukelt was das Zeug hält. Aber heute…no way - nach ca. 10 Minuten gebe ich dann auf, meine Kleine riskiert einen Blick, sieht mir in die Augen und ich ernte sofort ein zuckersüßes kleines Lächeln.
Also hole ich sie aus ihrer Wippe und nehme sie auf meinen Arm. Dass es Babys auf Mamas Arm am besten gefällt, muss ich an dieser Stelle ja nicht extra dazusagen. Alles klar, dann klappe ich den Laptop eben wieder zu. In weiser Voraussicht bekomme ich eh nur Arbeiten zugeteilt, die keinem Zeitdruck unterliegen. Und das meine ich ernst: Kollegen: Danke dafür!
Einen zweiten Versuch wage ich dann zur Mittagszeit. Pappsatt und frisch gewickelt, könnte man doch ein kleines Nickerchen machen. Und jaaaa…ich habe Glück. Mein Baby liegt in ihrer Wiege, schließt ihre blauen Augen und ich lasse mich schnaufend neben ihr nieder. Laptop auf den Beinen und immer eine Hand in ihrer Wiege, gehe ich die Emails und meine To Dos durch. Und tatsächlich bekomme ich eine ganze Stunde, in der ich den ein oder anderen Punkt meiner To-Do-Liste abarbeiten kann.
Das fühlt sich gut an und mit etwas neuem Schwung starten wir dann gemeinsam in die zweite Hälfte des Tages. Wisst ihr was schön ist? Die Abwechslung bringt mal nicht der Haushalt. Nicht die Wäsche und nicht die Küche. Ich bin tatsächlich, trotz kurzem Arbeitsausflug, begeistert und guten Mutes.
Und das merkt auch meine Kleine. Wir genießen die Zeit und machen viele Späßchen. „Besungen“ zu werden ist auch Babys Lieblingsbeschäftigung...also eigne ich mir neue Liedertexte an und trällere ihr bis zum nächsten Schläfchen ein paar Ständchen vor. Um 15 Uhr ist es dann auch wieder soweit und sie schließt, natürlich wohl genährt und zufrieden, die Augen. Ich schnappe mir meinen Laptop und bringe mich wieder auf Stand. Eine Hand immer an der Seite meines Babys, versteht sich.
Mein kleiner Schatz zappelt ab und zu in ihrem Nestchen herum, bevor sie nach guten 30 Minuten schließlich wieder die Augen aufschlägt und mir fröhlich etwas vorquickt. An arbeiten? Kaum zu denken! Aber immerhin bin ich für heute schon bei 1,5 Stunden.
Die letzten 30 Minuten bekomme ich schon auch noch auf den Zähler. Irgendwie.
Zwischen Windeln wechseln, stillen, singen und bespaßen. Ach, und eine Sache war da ja doch noch. Die eigene Nahrungsaufnahme. Hätte ich doch glatt vergessen. Na gut, dann hoffe ich einfach, dass ich spätestens heute Abend noch auf etwas „Mamizeit“ komme, während der Mann das Baby bettfertig macht.
Und ja, auch heute habe ich wieder Glück und komme um 20 Uhr dann tatsächlich noch auf meine 2 Stunden Arbeitszeit. Wie gut sich das doch anfühlt…selbst wenn es auf dem Papier nicht danach aussieht.
Wenn Du jetzt überlegst, ob mich dieser Tagesablauf nicht völlig kirre macht, kann ich Dir an dieser Stelle mit wirklicher Überzeugung und aus tiefstem Herzen sagen: Ja, manchmal schon. Manchmal erinnere ich mich an meinen „kinderfreien-Vollzeit-Arbeitstag“ und frage mich, was mich da eigentlich gestresst hat. Rückblickend von heute aus ist alles anders..
Und gleichzeitig kann ich dir sagen: Nein, ich habe eine völlig neue Gelassenheit entwickelt. Ich genieße mein Mamasein, mein Baby, den neuen Fokus auf das neue Leben in unserem Leben. Und ich genieße die Abwechslung, die mir durch meinen „Arbeitsalltag light“ geboten wird. Ich genieße es, die Routinen des Berufslebens, den Austausch mit Kollegen und Kunden.
Und ich gehe ins Bett, bin froh über meinen tollen Mann, der mir durch seine Unterstützung etwas Luft verschafft und heute beim Zubettbringen echt unter die Arme greift. Und ich freue mich doch tatsächlich auf das Hin und Her und das Tauziehen um jede Minute, in der ich mal an etwas Anderem arbeiten darf, als an unserer Mutter-Tochter-Beziehung.
Und zu guter Letzt, bevor ich für heute den Laptop zuklappe:
Wie lange ich für diesen „kurzen“ Einblick in mein Arbeitsleben mit Baby nun gebraucht habe…ihr könnt es euch vermutlich denken ?