Caro | Ihr Sohn Thore im September 3 Monate
Spritze und Schlauch - welches Mamaherz rutscht da nicht bereits bei der Erwähnung ganz tief in die Magengegend? Caro hat ihren Sohn nicht nur mit der Spritze ernähren müssen. Sie hat ihn auch noch nach einer OP an der Brust zum Stillen angelegt und wie eine Löwin für ihre gemeinsame Stillbeziehung gekämpft.
Aber davon möchte euch Caro gerne selber berichten:
Wie alles begann: 11 Tage nach dem errechneten Geburtstermin, einer Geburtseinleitung, einer PDA und 9 Stunden Wehen wurde unser Sohn geboren. Sageundschreibe knappe 4 Minuten vor meinem eigenen Geburtstag. Lustig, oder? Das war natürlich ein Geburtstagsgeschenk, das nicht so leicht übertroffen werden kann. Von dem ganzen Trubel um mich und meinen Ehrentag habe ich natürlich nichts mitbekommen - ich war einfach total am Ende!
Die ersten Stillversuche gab es bereits im Kreißsaal, aber unser Kleiner war von den Strapazen der Geburt ganz offensichtlich auch ziemlich mitgenommen und hat das erste Anlegen quasi verschlafen.
Die ersten Tage im Krankenhaus hab ich ehrlich gesagt gar nicht so richtig wahrgenommen... ich kann mich nur noch daran erinnern, dass unser kleiner Knirps von morgens bis abends geschlafen und geschlafen hat und einfach nicht wach zu kriegen war. Die Hebammen meinten, ich muss ihn alle paar Stunden wecken und anlegen, aber das war leichter gesagt als getan. Ich dachte wirklich nicht, dass es so schwer ist ein schlafendes Kind zu wecken. Selbst die Hebammen standen teilweise da und haben ihn gezwickt und gepiesackt, aber ohne großen Erfolg, nach wenigen Minuten ist er einfach wieder eingeschlafen.
Da er in den wenigen Tagen zu viel abgenommen hat, musste ich zwangsläufig abpumpen. Und nein, dem Baby wurde meine Muttermilch dann natürlich nicht mit dem Fläschchen verabreicht - wie auch? Er schlief an meiner Brust ja jedes Mal selig ein. Wir mussten ihm die Milch tatsächlich mit einer Spritze in den Mund spritzen.
Am dritten Tag war er dann auf einmal länger wach und wir konnten mit dem Stillen endlich loslegen. Für mich war schon immer klar, dass, wenn ich mal ein Kind habe, es gestillt wird. Ich hatte vorab sogar einen Stillvortrag bei meiner Hebamme besucht. Aber keiner hat mir je gesagt, wie schwierig Stillen ist!
Bis dann gut eine Woche später der erste Milchstau kam... Die Brust hat geschmerzt, ich hab etwas Fieber bekommen und war einfach malad. Meine Hebamme hat mir empfohlen, die Brust nach dem Stillen immer zu kühlen und auch Ibuprofen zu nehmen, da entzündungshemmend und fiebersenkend. Hab ich alles brav gemacht und nach wenigen Tagen war dann alles überstanden. Das mit dem Stillen hat wirklich von Tag zu Tag besser geklappt und ich war sehr optimistisch, auch bald zu den Mamis zu gehören, die „kurz nebenbei“ ihr Kind andocken.
Nach zwei Wochen kam dann aber leider schon der nächste Milchstau, diesmal die andere Brust. Dieser war sehr hartnäckig und nicht mit den bisherigen Methoden in den Griff zu bekommen. Fieber hatte ich diesmal keines und ich war auch noch sehr fit. Der Stau wollte sich aber einfach nicht lösen, selbst mit Creme gegen Entzündungen, Ibuprofen, Magnesium, Lecithin und wärmen/kühlen und ich weiß nicht mehr was noch alles...es wurde einfach nicht besser. Am Ende hat meine Hebamme sogar noch Akupunktur gemacht, aber nichts half. Das Ganze zog sich schon eine Woche, irgendwann konnte ich nicht mal mehr mein Kind an der Brust anlegen, da sie zu hart war. Dadurch hat natürlich sein Gewicht gleich stagniert und wir haben ihm nach dem Stillen noch ein Fläschchen mit Muttermilch gegeben, die ich von der Anfangszeit noch eingefroren hatte.
An seinem Einmonatigen, ein Sonntag, kam dann das Fieber dazu, die Brust war knallrot und steinhart. Wir beschlossen nun doch mal einen Arzt aufzusuchen und fuhren in die Klinik. Dort dachte ich, bekomme ich Antibiotika verschrieben und kann wieder nach Hause... Dem war leider nicht so. Ich wurde stationär aufgenommen, mein Sohn durfte zum Glück bei mir bleiben. Ab da hab ich dann Antibiotika über einen Zugang bekommen. Mehr ist erst mal nicht passiert. Der Assistenzarzt schien etwas ratlos und auch sonst wusste keiner so recht, etwas mit mir anzufangen.
Am Dienstag, der 2. Tag in der Klinik, hatte ich das Gefühl das Gewicht meines Sohnes kontrollieren zu müssen... und siehe da, er hatte tatsächlich 200g abgenommen. Er wog fast weniger als bei seiner Geburt! Für mich war das ein riesiger Schock und ich war wirklich fix und fertig, hab mir Vorwürfe gemacht und war ziemlich am Ende.
Das ist natürlich sehr dramatisch und kann gesundheitsschädlich sein für so einen kleinen Wurm. Zum Glück hat die Schwester gleich reagiert und er wurde am selben Tag noch von einem Kinderarzt durchgecheckt. Ab dem Zeitpunkt haben wir dann auch angefangen, ihn richtig zuzufüttern mit Pre-Nahrung. Mich hat das alles sehr mitgenommen, ich wollte ihn doch voll stillen und nur das Beste für mein Kind.
Es fühlte sich an, als hätte ich als Mutter versagt...
Am 3. Tag haben die in der Klinik dann gemeint, dass sie ihn zur Beobachtung mal auf die Kinderstation nehmen, ich müsste aber leider auf der Wochenbett-Station bleiben. Das war der nächste Schlag und für mich absolut unvorstellbar. Die Verlegung sollte dann am Nachmittag sein. Was meine Brust an geht, hat sich immer noch nichts getan und ich hab bei der Visite dann mal nachgefragt, ob man nicht mal was machen könnte, einen Ultraschall zum Beispiel... War wohl eine gute Idee! Ab da ging es dann endlich mal los und es wurde sich gekümmert. Die Milch war mittlerweile an mehreren Stellen gestaut. Am Ultraschall kann man wohl nicht erkennen, ob es Milch ist oder Eiter. Daraufhin wurde ich mehrere Male punktiert und es wurden gut 100ml alte Milch raus gezogen, das war eine Erleichterung. Endlich hat sich die Brust wieder „normal“ angefühlt. Der Kleine wollte aber weiterhin nicht dran, es kam immer noch nix raus, auch beim Versuch abzupumpen kam nichts.
Immerhin durfte ich am Nachmittag dann doch zusammen mit meinem Sohn auf die Kinderstation, alles andere wäre für mich auch unvorstellbar gewesen. Ich war nervlich und emotional fix und fertig. Ab da hab ich ihn immer vor und nach dem Stillen gewogen, um zu sehen, wie viel er trinkt. Ich konnte ja immerhin noch an einer Brust stillen, im Anschluss hat er dann immer noch ein Fläschchen bekommen. Er hat wieder sehr gut zugenommen und auch die Untersuchungen waren alle positiv ausgefallen. Somit hatten wir immerhin eine Baustelle weniger.
Meine Milchmenge hat sich an der gesunden Brust innerhalb von 5 Tagen fast verdoppelt, zufüttern mussten wir natürlich trotzdem. Mittlerweile bin ich damit gut zurechtgekommen, ich hab ja gesehen, wie dringend mein Kind die Nahrung gebraucht hat, er ist von Tag zu Tag wieder kräftiger und wacher geworden. Mir war das gar nicht bewusst, wie geschwächt er in der kurzen Zeit schon gewesen sein muss, heute kann ich mir die Fotos von damals fast nicht anschauen, ohne das mir die Tränen kommen.
Zurück zu meiner Brust: Am 4. Tag, donnerstags, wurde erneut punktiert, da sich die Brust über Nacht wieder gefüllt hatte, diesmal von einer anderen Ärztin. Am 5. Tag dann wieder eine neue Ärztin... Diese hat dann beschlossen, das operiert werden muss. Eine OP bedeutete für die Ärzte, dass ich abstillen muss. Ich solle nach der OP Tabletten nehmen. Für mich brach eine Welt zusammen... Ich wollte doch unbedingt das Beste für mein Kind, er war ja erst 5 Wochen alt. Ich bin noch am selben Abend in den OP gekommen und war völlig überfordert, auf einmal ging alles viel zu schnell.
Unter Vollnarkose haben sie dann den großen Abszess, ca. 150ml, entfernt. Die OP hab ich gut überstanden, aber aufhören zu stillen? Das kam für mich nicht in Frage. Im Internet habe ich einige Artikel gefunden zum Thema Stillen trotz Abszessoperation. Als die Schwester mit den Tabletten kam, hab ich gesagt, dass ich diese nicht nehmen und probieren werde, weiterhin zu stillen. Ich hatte einen Schnitt direkt am Warzenvorhof, darunter war ein riesiges Loch. Meine Brust war quasi in sich zusammen gefallen. Mir wurde eine Drainage gelegt, es kam Wundsekret raus und natürlich auch immer wieder Muttermilch. Die Wunde bzw. Höhle wurde jeden Tag gespült, um einer erneuten Entzündung vorzubeugen.
Die nächsten Tage hab ich den Kleinen an der gesunden Brust gestillt. Als die Drainage dann gezogen wurde, wollten die Schwestern, dass ich ihn an der operierten Brust anlege. Das war vielleicht eine Überwindung, ich hatte ja eine offene Wunde, die er ja mehr oder weniger in den Mund nehmen muss. Mit Stillhüttchen über dem Schnitt hat es dann halbwegs geklappt. Die Sache war nur, die Milch kam zur Wunde raus und nicht aus der Brustwarze. Dadurch war der Frust bei ihm ja vorprogrammiert, mit Pre-Nahrung in der Spritze und Schlauch hab ich ihn an der Brust dann zugefüttert, damit er trotzdem saugt und die Milchproduktion dadurch aufrecht erhält. Das war vielleicht ein Aufwand und eine Sauerei... Jedes mal Verband weg, Stillhüttchen drauf, Spritze rein, Schlauch rein, anlegen, desinfizieren, Verband wieder drauf, gesunde Brust anlegen, Fläschchen geben und das Ganze wieder von vorne.
Wann hat der Spuck denn nur endlich ein Ende?
Am 12. Tag, wieder ein Freitag, wurde ich nochmals operiert, da ich noch einen weiteren kleinen Abszess in derselben Brust hatte. Dieser war schon von Anfang an da und wurde auch bereits punktiert. Jedoch schien das bei der ersten OP keiner beachtet zu haben und somit musste ich nochmals unter das Messer. Wieder eine Vollnarkose und eine offene Wunde. Zum Glück war es wirklich nur ein kleiner Abszess und der Schnitt wurde recht weit außen an der Brust gemacht. Dadurch hat mich diese Wunde beim Anlegen nicht sonderlich behindert.
Montags, nach 15. Tagen im Krankenhaus, wurde dann auch die Drainage an der zweiten Wunde gezogen. Nachdem die Ärztin die beiden Wunden nochmals gespült hatte, wurde ich plötzlich entlassen. Das kam sehr überraschend, nachdem es bisher immer sehr schleppend voranging, konnten sie mich jetzt auf einmal nicht schnell genug loswerden. Einerseits war ich unglaublich froh, endlich wieder nach Hause zu können, andererseits hatte ich große Sorgen mit den beiden Löchern in der Brust alleine nach Hause zu gehen. Die Ärztin meinte nur, ich soll die Wunden unter der Dusche gut spülen... Ob das gereicht hätte, bezweifle ich ja sehr.
Zu meinem Glück gab es auf der Station eine super Krankenschwester, die eine Heilpraktiker-Praxis hat, Still- und Laktationsberaterin ist und sich meiner angenommen hat. Ab der Entlassung war ich anfangs täglich mehrere Stunden bei ihr in der Praxis, sie hat die Wunden richtig gespült und versorgt und mit Lasertherapie behandelt. Sie hat die Brust jedes Mal genau untersucht, nicht dass sich neue Staus oder Entzündungen bilden. Dank der Spülungen und Laserbehandlung habe ich keine Entzündungen mehr bekommen. Die Milchkanäle sind auch wieder richtig zusammen gewachsen, so das sich hier nichts neu gestaut hat.
Die ersten Wochen nach der Entlassung musste ich zu Hause auch noch mit Spritze und Schlauch stillen. Mein Mann hat mich hier zum Glück mega unterstützt, seelisch, moralisch und mit gutem Essen. Nach 2 Wochen waren die ersten Milchkanäle soweit wieder zusammen gewachsen, dass ich das Zufüttern direkt an der Brust weglassen konnte. Das war eine Erleichterung, der Aufwand war wirklich enorm gewesen. Jetzt konnte ich ihn nur mit Stillhüttchen anlegen, ein bisschen Milch kam aber immer noch aus der großen Wunde neben der Brustwarze. Ich musste auch mehrmals täglich die Brust ausstreichen, da es sich an manchen Stellen immer leicht gestaut hatte. Dort waren die Milchkanäle wohl noch nicht gut verheilt.
5 Wochen nach der Entlassung war es dann endlich soweit, die Wunden waren zu. Die Milch kam nur noch aus der Brustwarze. Allerdings nahm unser Sohn die Brust trotzdem nur mit Stillhüttchen und ich musste 1-2 mal am Tag die Brust noch ausstreichen. Wir waren nun aber endlich an einem Punkt angelangt, wo es ohne enormen Aufwand ging. Somit konnten wir für eine Woche in die Berge fahren, das war Erholung pur nach den anstrengenden 2 Monaten.
Seit Anfang der Woche, knapp 2 Monate nach der Entlassung, bin ich nun endlich auch das Stillhüttchen los, JUHU! Ich kann ihn jetzt ganz normal anlegen und im Anschluss gibt es noch ein Fläschchen. Aber auch bei den Fläschchen haben wir riesige Fortschritte gemacht. Er trinkt immer weniger aus der Flasche, was bedeutet, er bekommt immer mehr Milch aus der Brust. Ich bin unglaublich stolz auf meinen Sohn, dass er das alles so mit gemacht hat und von Saugverwirrung noch nie was gehört hat.
Ich hab in dieser Zeit wirklich sehr viel über das Stillen gelernt, ein erneuter Milchstau sollte somit kein Problem mehr darstellen.
Obwohl ich wirklich hoffe, dass ich nun verschohnt bleibe.