Denise | Ihr Sohn Leopold im September 6 Monate
Kann man von einer Milchpumpe anhängig sein? Man kann!
Denise erzählt uns ihre Geschichte. Von ihrem harten Kampf ihren Sohn Leopold zu stillen. Davon, wie sehr sie sich von diesem Wunsch den Alltag hat bestimmen lassen. Ob es sich gelohnt hat alle zwei Stunden wieder die Milchpumpe anzusetzen?
Das lest ihr am besten selber nach...
Das Stillen – viele Wünsche und Sorgen kreisten schon bereits in der Schwangerschaft darum. Es war mein größter Traum unseren Sohn von Beginn an zu stillen, damit Nähe und Geborgenheit aufzubauen und die gesündeste Mamamilch zu geben. Schon im achten und neunten Monat habe ich mich mit den Gedanken gestresst, ob mir dies gelingen werde. Mein Kopfkino war alarmiert und Kommentare von Freunden und Familie wurden sensibel und emotional aufgenommen: „Es gäbe Milchkühe und Rennpferde; Frauen mit kleinen Brüsten könnten einfach Ersatzmilch geben und sich damit begnügen.“ Na vielen Dank...
Die beste Stütze waren und sind mein Ehemann und unsere Hebamme, die mit Mut und Vertrauen an meiner Seite stehen – ich bereitete mich vor – ich werde stillen, zugleich Milch abpumpen und auch mal eine Ersatzmilch anrühren. So wappnete ich mich mit Milchflaschen aus Glas und Kautschuk-Aufsatz, Sterilisator, Flaschenwärmer, Stillhütchen und Bio Milchpulver, Still-BHs und Still-Shirts – es musste das Beste vom Besten sein, alles Bio und ohne Plastik.
Die Geburt war ein Wunder und das intimste Erlebnis für meinen Ehemann und mich. Die größte Leistung um sein Glück im Leben.
Schon ein paar Stunden nach der Geburt unseres Leopolds hatten die Schwestern einen "gutgemeinten" Rat für mich: “Wir erklären Ihnen einmal die Milchpumpe“ – und das war dann auch schon der Beginn einer langen Freundschaft.
Ich pumpte im Krankenhaus alle zwei Stunden fleißig ab, mein Sohnemann in seinem Bettchen schlafend immer an meiner Seite. Aus 5ml am ersten Tag wurde schnell 25ml und nach ein paar Tagen sogar 100ml. Das Bewusstsein, Milch geben zu können rührte mich zu Tränen. Jeden Tropfen Muttermilch feierte ich und zelebrierte diesen – es war eine neue Währung, mein Goldschatz für mein Kind.
Diese Pumpaktivitäten in den ersten Wochen verwöhnten unseren Sohn ungemein – ich pumpte und pumpte, fühlte diese Abhängigkeit.
Das Stillen aufgeben wollte ich aber noch lange nicht. Irgendwann musste es doch funktionieren? Ab der zweiten Woche legte ich unser Baby immer mal wieder an die Brust an und bekam als Dank ein schreiendes Baby. Ein weinendes Baby an der eigenen Brust? Das konnte ich einfach nicht verkraften. Nach genau sechzig Sekunden gab ich auf und pumpte erneut. Es gab Tage, an denen ich fast stündlich pumpte – egal ob nachts oder Tags – ich war förmlich im Pumpwahnsinn verstrickt. Falls es das überhaupt gibt?!
Die Ersatzmilch (für mich das beste und wahrscheinlich teuerste Produkt auf dem Markt) war für mich der Feind. Böse, eine Gefahr. Sie diffamierte mich, eine schlechte Mutter zu sein, die ihr Kind nicht selbst versorgen könnte. Ich selbst fühlte einen Ekel gegenüber dieser Instantmilch und somit schmeckte sie auch unserem Prinzen nicht. Innerlich feierte ich diese Ablehnung. Was ein Irrsinn!
Mein Mann sprach bald ein Machtwort: „Die Ersatzmilch ist dein Freund und lässt dich einmal zwei Stunden mehr schlafen und schützt vor völliger Erschöpfung.“ Dieser Ablauf war unser Alltag, Spaziergänge und Ausflüge maximal auf zwei Stunden begrenzt– dann kam die Pumpe zum Einsatz. Woche um Woche gewöhnte ich Leopold immer ein wenig mehr an die Brust – eine emotionale Achterbahn folgte. Irgendwann trank er aus der linken Brust, die Rechte lehnte er nach wie vor ab. Die Erfolge schwankten, der Rückfall und die Ablehnung meiner Brust folgten.
Unser Sohnemann lehnte mal wieder das Trinken aus der Brust kategorisch ab. Er litt, ich litt. Er schrie, ich weinte.
Und mein Mann? Mein Mann war in diesem Moment der wohl größte und wunderbarste Glücksbringer, den man sich nur vorstellen kann. Er holte den Föhn raus. Ja genau...den Föhn! Er stellte den Turbogang ein, um unser Baby zu beruhigen. Dass das monotone Föhngeräusch ein bestes Beruhigungsmittel ist, erklärte uns schon Wochen zuvor unsere Hebamme.
Was dann geschah ist bis heute kaum zu fassen, aber ihr könnt es euch bestimmt denken: Er trank und trank und trank und wollte gar nicht wieder aufhören, erst links, dann rechts. Und immer wieder von vorne. Dank des monotonen Föhngeräuschs. Ist das zu glauben?
Ich weinte vor Glück, vor Erleichterung. Es war nach der Geburt der glücklichste Moment in meinem Leben. Der Föhn kam an diesem Tag noch dreimal zum Einsatz. Seitdem funktioniert das Stillen bis heute sogar ganz ohne Föhn und ich beendete postwendend unsere Pumpenbeziehung. Sie stand zwar noch länger an ihrem Platz – für alle Fälle, aus Angst, aus Zweifel - wurde aber nur noch müde belächelt.
Stillen ist für mich eine Ehre, ein Privileg, das Größte.
Ich liebte es, unser Baby voll zu stillen. Am Ende des 5. Monats verlangte er festere Nahrung und wir führten den Mittagsbrei, irgendwann den Abendbrei ein. Ansonsten wird weiter gestillt – gut für das Immunsystem, beugt vor Allergien vor und es ermöglicht eine so starke Bindung, die ich nicht missen möchte.
Freunde und Familie rieten immer mal wieder dass ich abstillen soll, damit ich endlich mal wieder durchschlafen kann und nicht alle zwei Stunden geweckt werde. Heute sage ich, es ist ganz allein meine Entscheidung, mein Wille, mein Glück und von anderen lasse ich mich nicht mehr beirren, kleinreden oder verunsichern..