Die Geburt eines Kindes ist nicht nur im Leben jeder Mutter und jedes Vaters ein sehr großes Ereignis, die Geburt eines Geschwisters ist auch für die Erstgeborenen ein spannender Lebenseinschnitt mit großer Tragweite. Viele Mütter sind bereits im Vorfeld nervös, wie das große Kind auf das Baby reagieren wird und insgeheim bangt fast jede Mutter um das psychische Wohlbefinden des Erstgeborenen.
Nach Abschluss des dritten Lebensjahres ist die enge Bindung vom ersten Kind zu den Eltern vor allem aber zu der Mutter gefestigt und wird deutlich lockerer. Jedoch gibt es kein Raster, in das die Kinder eingeordnet werden können. Gott sei Dank ist das so, denn das bewahrt uns unsere Individualität.
Zu Beginn ist meist die Freude und Fürsorge für das kleine Geschwister enorm, doch mit der Zeit lässt dieses Verhalten Stück um Stück nach und spätestens mit neun Monaten wird das Baby mobil und eine echte Gefahr für den Herrscher über Kinderzimmer, Lego und co.
Es ist ideal sich mit Büchern zu diesem Thema spielerisch auseinanderzusetzen, gemeinsam das Baby-Bettchen aufzubauen und das Babyzubehör auszusuchen/zu waschen und alles gemeinsam bereit zu stellen, für die Ankunft des neuen Erdenbürgers. Lasst das große Kind mit seinen eigenen Ideen mitgestalten und betont immer wieder, wie stolz ihr auf euer Erstgeborenes seid.
Wenn das kleine Geschwister nun geboren ist, ist es sehr wichtig, dass seine Ankunft von Beginn an positiv verknüpft wird. Vielleicht gibt es am ersten Abend zu Hause das Lieblingsessen vom großen Bruder oder die kleine Schwester hat eine kleine Aufmerksamkeit mitgebracht sozusagen als Ankunftsgeschenk. Damit hat das Geschwisterchen schon mal einen Stein im Brett.
Es ist sehr ratsam die Zeit des Stillvorgangs sinnvoll zu nutzen und sich zu bemühen das erste Kind zu beschäftigen, denn Langeweile bringt oftmals Eifersucht auf die beschäftigte Mutter und das Baby mit sich. Eine Idee sind beispielsweise Rollenspiele (z.B. Eisverkäufer oder die Mutter ist Gast in einem Café und das Kind serviert einen virtuellen Cappuccino nach dem Anderen), gemeinsam ein Wimmelbuch anzuschauen und Sachen suchen oder ein Hörspiel (sehr schöne Idee als Mitbringsel vom kleinen Geschwister) anzuhören. Diese Ideen funktionieren wunderbar neben dem Stillen (von mir selbst erprobt ?). Möglicherweise möchte das große Geschwisterkind auch einmal an der Brust probieren, ihr dürft diesem Wunsch ruhig nachgeben, es muss nur klargestellt werden, dass nur gesaugt und nicht geknabbert werden darf. Häufig bleibt es bei dem Wunsch, denn meistens gilt es nur zu testen, ob sie die Erlaubnis dafür erhalten.
Immer wieder berichten Eltern, dass die großen Kinder auch wieder in längst vergangene Muster zurückfallen bezüglich Einnässens oder auch Fläschchen wollen. Sie wollen auch Baby spielen und bei diesem Verhalten gibt es nur eine Möglichkeit: spielt das Spiel mit! Für euer Kind ist es in diesem Moment einfach wichtig zu erfahren, dass ihr euch genauso liebevoll kümmert wie um den neuen Erdenbürger. Macht eurem Großem dann aber auch klar, dass Babys keine leckeren Spaghetti essen können, oder viel zu klein sind für einen Lolli, das abendliche Sandmännchen geht natürlich auch nicht. Der Spuk des Baby-Verhaltens wird sich sehr schnell von selbst regulieren, habt Geduld.
„Ich verstehe dich. Es tut mir leid, dass du dich gerade ärgern musst und ich bin bei dir und nehme dich sehr gerne in den Arm, wenn du bereit dafür bist.“ werden euer Kind sehr zügig wieder besänftigen. Gerne kann dem großen Kind erzählt werden, wie es einem selbst ergangen ist mit der kleinen Schwester: „Du, als deine Tante Christine noch ein Baby war, war ich auch wütend, weil sie so viel Zeit gebraucht hat von meiner Mama, aber als sie ein bisschen größer wurde und gut laufen konnte, haben wir gemeinsam fangen gespielt und das hat großen Spaß gemacht.“
Es stimmt schon, man braucht gute Nerven als Mutter und wir kommen alle in gewissen Situationen an unsere Grenzen und das dürfen die Kinder auch durchaus spüren, dass es Grenzen gibt, die irgendwann erreicht werden. Dennoch könnt ihr locker und vor allem bitte, bitte authentisch mit euch und eurem Erstgeborenen bleiben. Wir Menschen sind in der Lage die Ankunft, das Zusammenleben und die geteilte elterliche Aufmerksamkeit mit einem oder mehreren Geschwistern psychisch zu meistern. Wir sind sozial und leben eigentlich gern im familiären Rudel, kleine Ausschweifungen sind dabei völlig normal und auch wichtig für unsere sozialen Kompetenzen. Wichtig ist nur, dass wir versuchen für uns alle gegenseitig viel, viel Verständnis und Liebe aufzubringen und wer Aufmerksamkeit benötigt bekommt diese auch. Auf diese Art kommt jeder einmal dran und jeder muss auch einmal warten. Dadurch zollt ihr euren Kindern Respekt und beugt dem Gefühl von Bevorzugung vor.