Schon vor der Geburt ein wichtiges Thema für dich: die Geburtspositionen. Aufrechte Geburtspositionen sind in der Regel effektiver, aber andere Positionen können ebenfalls von Vorteil sein. Höre auf Deinen Körper und Deine Hebamme, um die beste Position für Dich und Dein Baby zu finden. Es gibt viele Optionen wie Vierfüßlerstand, Hocke und Seitenlage. Bereite Dich vor und lass Dich von Deiner Hebamme unterstützen, um eine möglichst angenehme Geburt zu ermöglichen.
Dein Becken kann in Rückenlage nicht sein volles Platzpotential ausschöpfen. Wenn du also auf dem Rücken liegen musst oder unbedingt willst, dann solltest du zumindest das Kopfende des Bettes nach oben verlagern, sodass du in einer halbsitzenden Gebärposition bist. Wenn dir eine natürliche Geburt bevorsteht, gibt es keinen Grund, warum du unbedingt auf dem Rücken liegend dein Kind bekommen solltest. Oft fällt die Geburt in anderen Positionen sogar leichter und du kannst dich besser darauf konzentrieren, die Wehenschmerzen zu „veratmen“. Bleibe während der Geburt am besten mobil und so aufrecht wie möglich. Wähle deine Körperposition selbst, solange deine Hebamme oder dein Arzt nicht aktiv eingreifen.
Eine aufrechte Geburtsposition ist besonders empfehlenswert, sie unterstützt die natürlichen Körperfunktionen und Abläufe während der Geburt. Manches davon sieht ausgesprochen lustig aus, bei anderen denkt man "Ich mach mich doch nicht zum Affen!" Aber das wird dir während der Geburt vollkommen egal sein, nimm die Geburtsposition, die für dich am angenehmsten ist!
Mit zunehmender Wehentätigkeit und ansteigendem Schmerzlevel kann es dir helfen, wenn du dich zusätzlich auf den Rhythmus deiner Ein- und Ausatmung konzentrierst. Dein Partner/deine Partnerin kann dir den unteren Rücken massieren. Steig vielleicht noch in die Badewanne und entspanne im Auftrieb des warmen Wassers. Ganz gleich, welche Gebärposition du wählst, denke auf jeden Fall dran: Jede einzelne Wehe bringt dich der Geburt deines Babys ein Stück näher.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass du im aufrechten und körperlich aktiven Zustand eine produktivere Wehentätigkeit hast, was wiederum dafür sorgt, dass die Geburtsdauer sich verkürzt und du dein Baby bald in den Arm nehmen kannst.
Außerdem sinkt nachweislich der Bedarf an schmerzlindernden Mitteln oder die Notwendigkeit für Hebammen und Ärzte, in den Geburtsprozess eingreifen zu müssen.1,2
Die einzig richtige Geburtsposition: gibt es nicht. Das Wichtigste ist, dass du dich bei der Geburt wohlfühlst. Vertraue auf dein Gefühl und mach das, wonach dir gerade im Moment ist und womit es dir am besten geht. Oft fühlen sich in den unterschiedlichen Phasen der Geburt auch verschiedene Positionen richtig an. Wichtig ist, dass du sagst, was du möchtest, und tust, womit es dir gut geht. Dein Körper wird dir zeigen, was für dich während der der verschiedenen Phasen der Geburt jeweils am besten ist. Deine Hebamme wird dich dabei unterstützen, eine Geburtsposition zu finden, die für dich und dein Baby am besten ist.
Die Hebamme Anja Lehnertz www.hebamme-am-limit.com setzt sich seit Jahren engagiert für die Rückkehr der Geburtshilfe zu aufrechten Gebärhaltungen ein.
Jetzt hat sie mit ihrem Team ein anschauliches Aufklärungsvideo gedreht, das dich darin bestärken soll, offen für die Botschaften deines Körpers zu bleiben und die Positionen während der Geburt dementsprechend öfter zu wechseln.
Eine Wassergeburt schränkt die Auswahl an Geburtspositionen etwas ein. In den meisten Geburtswannen ist es schwierig zu knien (und sich dabei mit dem Oberkörper auf den Wannenrand zu stützen), zu sitzen oder den Vierfüßlerstand einzunehmen. In der Seitenlage wärst du mit dem Kopf unter Wasser – eher suboptimal! Und auch stehen fällt in der Geburtswanne raus, da du erstens in der Wanne ausrutschen könntest.
In Filmen gibt es grundsätzlich nur eine Geburtsposition: Die gebärende Frau liegt auf dem Rücken - meist umringt von viel zu vielen Menschen - und ein Arzt oder eine Ärztin sitzt zwischen ihren aufgestellten oder gar in Beinhaltern liegenden Beinen. Die werdende Mutter wird angeleitet, aus voller Kraft zu pressen, dabei schreit sie laut und anhaltend, und schwupps, ist das Baby da! Dieses Bild hat sich leider seit Jahrzehnten in den Köpfen der Zuschauer:innen und somit auch zukünftiger Eltern festgesetzt. Dabei ist nicht nur unrealistisch, sondern auch komplett veraltet.
Bei einer normal verlaufenden natürlichen Geburt gibt es keinen Grund, warum du dein Kind unbedingt auf dem Rücken liegend bekommen solltest. Denn liegende Gebärpositionen sind für den Geburtsprozess ungünstig und für die gebärende Frau oft sogar schmerzhafter.
Für alle, die die sich fragen, warum in Filmen bei der Geburt mindestens ebenso stereotyp nach heißem Wasser verlangt wird: es ist nicht, wie böse Zungen behaupten, für den Kaffee der Hebamme😉, sondern zum Händewaschen, Sterilisieren der Instrumente, zur Vorbereitung eines Klistiers oder Einlaufs und zum Baden des Neugeborenen gedacht.
1 Ayerle, Gertrud M., Mattern, Elke, Oganowski, Theresa, Schäfers, Rainhild and Striebich, Sabine.
"Evidenzbasierte Gebärumgebung: die Be-Up-Studie" Public Health Forum, vol. 29, no. 2, 2021, pp. 81-84.
https://doi.org/10.1515/pubhef-2021-0002
2 Lawrence A, Lewis L, Hofmeyr GJ, Styles C. Maternal positions and mobility during first stage labour. Cochrane
Database Syst Rev 2013;8: CD003934