Herzlichen Glückwunsch, du erwartest ein Kind! Es kann sein, dass du schon lange eine Schwangerschaft herbeigesehnt hast und dich während des „Hibbelns“ in alle Themen rund um die kommenden Monate eingearbeitet hast. Es kann aber auch sein, dass du noch ganz überrascht bist und dich an diese Vorstellung erst einmal gewöhnen musst. Ein Paar Entscheidungen stehen gleich am Anfang der Schwangerschaft, obwohl sie doch erst das Ende -die Geburt- betreffen. Eine dieser Entscheidungen betrifft den Ort an dem du dein Baby gerne gebären möchtest.
Für viele werdende Mamas ist dieser Ort ganz klar und es soll in eine Klinik gehen. Welche das dann genau wird darf ganz in Ruhe im Laufe der Schwangerschaft überlegt werden. Einige Frauen haben aber den Wunsch ihr Kind nicht in einer Klinik, sondern in ihren eigenen vier Wänden zu gebären. Weil es in Deutschland relativ wenige Hebammen gibt, die Hausgeburten betreuen, solltet ihr euch gleich mit dem positiven Schwangerschaftstest in der Hand auf die Suche nach eurer Hausgeburtshebamme machen. Je nach Region kann das bedeuten, dass das noch vor dem ersten Arzttermin ist. Jetzt kann es sein, dass du gar nicht so genau weißt was so eine Hausgeburt für dich und dein Kind bedeutet. Lass uns Licht ins Dunkel bringen.
Mache dich rechtzeitig auf die Suche nach einer Hebamme, die dich bei deiner Hausgeburt begleitet.
Bei einer Hausgeburt wird eine gesunde Schwangere, die ein gesundes Kind erwartet, von ihrer Hebamme, die sie schon von Schwangerschaftsvorsorgen kennt, betreut. Die Geburt findet bei dir statt, du musst nicht entscheiden wann du losfährst und ob du vielleicht noch einmal nach Hause geschickt wirst. Du stehst im engen Kontakt mit deiner Hausgeburtshebamme und sobald du Unterstützung brauchst, macht sie sich mit allen benötigten Utensilien auf den Weg. Bei dir angekommen wird sie dich erst ein wenig beobachten: Wie geht es dir in der Wehe? Brauchst du Unterstützung für die richtige Position oder Atmung? Kannst du dich in den Pausen gut erholen?
Anschließend wird sie dich und dein Baby untersuchen. Es kann sein, dass sie dich fragt, ob sie nach dem Muttermund und der Fruchtblase tasten darf, um noch besser einzuschätzen, in welcher Phase der Geburt ihr euch befindet. Sie wird nach der Wehe auch die Herztöne deines Babys hören, um sicherzustellen, dass es sich ebenfalls gut von den Wehen erholt.
Jetzt ist es soweit
Wenn ihr davon ausgeht, dass das Baby in der nächsten Zeit geboren wird, bekommt all das Equipment, das eure Hebamme für die Geburt brauchen könnte, seinen Platz. Nach einiger Zeit ist es dann soweit und dein Baby wird geboren. Ganz in Ruhe und Geborgenheit. In der heimischen Wanne, dem Wohnzimmer oder auch dem Schlafzimmer. Wo und wie du dich am besten fühlst. Nachdem die Hebamme dich und dein Neugeborenes untersucht hat, dein Baby das erste Mal getrunken hat, alles dokumentiert und aufgeräumt ist, wird sie sich nach 2-4 Stunden leise zurückziehen bis zum ersten Hausbesuch im Wochenbett.
Klingt gut? Ist es auch!
Damit am Ende Mutter und Kind wohlauf sind gibt es viele Sicherheitsnetze. Nach der ersten Kontaktaufnahme zu eurer Hebamme lernt ihr euch kennen und führt ein Vorgespräch. Sie stellt dir viele Fragen zu deiner Gesundheit und zum bisherigen Schwangerschaftsverlauf. Außerdem erklärt sie euch wie sie selbst arbeitet. Hat sie eventuell eine Kollegin, die in der „heißen Phase“ der Geburt unterstützen kann? Sie wird dir und auch deiner Geburtsbegleitung genau beschreiben, in welchen Fällen von vornherein keine Hausgeburt geplant werden kann. Es gibt sogar einen eigenen Kriterienkatalog der Krankenkassen um riskante Situationen zu vermeiden.
Erwartest du also Zwillinge oder hast Probleme mit der Blutgerinnung, bist du in der Klinik besser aufgeboben. Am Ende des Artikels findest du einen Link zu den „Ausschlusskriterien der gesetzlichen Krankenkassen[i]“.
Manchmal ergibt sich so eine Situation auch erst im Laufe der Schwangerschaft. Deine Hebamme erkennt das bei der Vorsorgeuntersuchung und wird dich dann zum idealen Geburtsort beraten können. Durch diese gute Vorbereitung können dramatische Situationen während der Wehen fast ausgeschlossen werden.
Manchmal passieren während der Geburt nicht vorhersehbare Probleme. Deine Hebamme hat allerdings Handgriffe und Notfallmedikamente immer dabei, um sofort eingreifen zu können und die Situation zu entschärfen oder zu stabilisieren, bis ihr in eine Klinik verlegt werdet. Damit eine solche Verlegung nicht notfallmäßig stattfinden muss, wird deine Hebamme während der Geburt immer wieder genau untersuchen, ob es dir und deinem Baby während der Wehen gut geht und im geringsten Zweifel gemeinsam mit dir besprechen, wie es weitergeht.
Oft ist der Grund, um von daheim in die Klinik zu fahren allerdings gar kein Notfall, sondern einfach, weil man sich beim ersten Kind Wehen ganz anders vorgestellt hat und jetzt, um die Erfahrung einiger eigener Wehen reicher, gerne ein stärkeres Schmerzmittel hätte. Sich kurzfristig um zu entscheiden ist völlig in Ordnung. Du gehst mit der Planung deiner Hausgeburt weder gegenüber dir selbst noch gegenüber deiner Hebamme eine Verpflichtung ein. Wir möchten alle, egal ob Hausgeburtshebamme oder Klinikhebamme, dass du deine Geburt in guter Erinnerung behältst.
Das darf jede Frau und jede Familie ganz für sich entscheiden. Die Diskussionen darüber werden oft hoch emotional geführt. Um zu untersuchen, wie sicher die einzelnen Geburtsorte sind, werden alle Geburten in Deutschland statistisch ausgewertet und wir können erkennen, dass gesunde Frauen ohne Risiken bei unseren gut ausgebildeten Hausgeburtshebammen bestens betreut werden.
Ich hoffe, dir die Entscheidung mit den folgenden Infos ein wenig zu erleichtern.